Rateta: Ein Berg wie aus einem Märchen

Rateta: Ein Berg wie aus einem Märchen

Eine anspruchsvolle Route zu einem der markantesten Gipfel der Serra de Tramuntana – Teil der berühmten „Route der drei Tausender“

Der Name klingt wie aus einem Kinderbuch, doch Rateta ist ein schroffer, geschichtsträchtiger Gipfel im Herzen der Serra de Tramuntana. Er zählt zu den drei Gipfeln der bekannten „Route der drei Tausender“, zusammen mit na Franquesa und Lofra. Diese Dreiergruppe ist jedoch umstritten. Wie Miquel Àngel Escanelles auf seiner Website Toponímia Mallorcaerklärt, wäre die präzisere Dreierkonstellation eigentlich na Franquesa, Puig de Binimorat und Lofra. „Niemand weiß genau, wann oder warum der Name dieses markanten Grats zwischen den Ländereien Cúber und Coma-sema geändert wurde“, schreibt Escanelles. Historische Quellen belegen, dass der gesamte Höhenzug bereits im 14. Jahrhundert als na Franquesa bekannt war. Der Name Rateta (vermutlich abgeleitet von roteta, einer Verkleinerung von rota = gerodetes Land) bezeichnete ursprünglich nur einen bestimmten Abschnitt des Grats nach dem Übergang.

Wie auch immer der Name lautet – der Aufstieg zum 1.115 Meter hohen Gipfel ist eine eindrucksvolle, fordernde Bergtour. Startpunkt ist der Klassiker: die Font del Noguer. Öffentliche Anbindung über die Buslinie 231 (Port de Sóller – Alcúdia), aktuelle Fahrpläne unter tib.org.

 

Die Route

[00 min] Von der Font del Noguer aus folgen wir dem Weg zum Tor des öffentlichen Guts Cúber, entlang des GR-221 Richtung Coll de Lofra (süd/südwestlich). Den Abzweig rechts, der um das Wasserreservoir unterhalb der Serra de Cúber führt, ignorieren wir und gehen geradeaus auf der asphaltierten Straße weiter.
[10 min] Wir überqueren die Staumauer und erreichen die gegenüberliegende Seite, nahe einem alten Steinbruch, der in den 1970er-Jahren für den Dammbau genutzt wurde. Der Weg steigt leicht an. Oben markiert ein Steinmännchen auf der linken Seite den Beginn eines gut ausgetretenen Pfads, der über dem Steinbruch entlangführt und sich dann nach links (südostwärts) wendet [15 min].

Von hier ist bereits der Pas dels Picarols sichtbar – ein felsiger Einschnitt am linken Hang der Rateta, über dem Barranc dels Ases, wo der Torrent d’Almadrà entspringt. Die alten rotes (Anbauflächen) des Guts Cúber lassen den Pass nah erscheinen. Wir folgen den Steinmännchen, die den Weg auf halber Höhe am Hang entlangführen (ost/südostwärts), über ein Geröllfeld und in den Einschnitt hinein [30 min].

Der Pfad wird klarer, bleibt aber steil und felsig. Eine kurze Pause bietet herrliche Ausblicke auf das Pla de Cúber, eingerahmt von Puig Major de Son Torrella und Puig de les Vinyes. Weiter geht’s bergauf bis zu einer markanten Felsstufe [40 min]: das ist der Pas dels Picarols, eine kurze, in den Fels gehauene Stufe, die das sichere Überwinden dieser ansonsten abrupten Passage ermöglicht.

Nach dem Schritt halten wir uns rechts und bereiten uns auf einen weiteren steilen, felsigen Anstieg vor. Es geht nun durch eine Rinne bergauf, die vom Torrent d’Almadrà heraufzieht – entweder direkt in der Mitte oder rechts entlang. Viele Steinmännchen markieren den Weg. Die beste Variante ist die rechte Seite, wo der felsige Untergrund eine klarere, aber forderndere Route bietet.

Mit Geduld und sicherem Tritt erreicht man schließlich den Grat der Rateta [1 h 10 min], markiert durch ein großes Steinmännchen. Von hier aus folgen wir dem gerundeten, felsigen Rücken – geformt wie ein Eselsrücken, deutlich entfernt von den dramatischeren Abgründen zur Rechten.

Ein letzter Anstieg bringt uns auf den Gipfel der Rateta (1.115 m) [1 h 30 min].

 

Der Abstieg

Wir beginnen den Abstieg südostwärts (xaloc) und orientieren uns an zwei klaren visuellen Referenzen: vor uns liegen der Puig de l’Alcadena und das Castell d’Alaró, dazwischen ein kleiner Steineichenhain – unser nächstes Ziel.

[1 h 45 min] Bald erreichen wir diesen Hain und entdecken das Clot de la Neu de Coma-sema, eine natürliche Senke, die früher zur Sammlung und Lagerung von Schnee genutzt wurde. Sie gehörte zur Casa de Neu de Coma-sema (datiert auf 1636), die sich am Coll del Bosc befand und durch einen kunstvoll angelegten Reitweg verbunden war.

Wie Antoni Gorrias in seinem Buch Les Cases de Neu a Mallorca (Ed. El Far, 2001) beschreibt, besteht die Anlage aus drei natürlichen Vertiefungen: die größte – 16 Meter tief – wurde für die Schneelagerung angepasst; die beiden kleineren dienten als Hilfsspeicher. Im Hauptbecken wurden Trockensteinmauern zur Abdichtung von Rissen und zur Verbesserung der Isolierung errichtet. Sieben Meter dieser Mauern sind noch erhalten; auch die zweite Senke zeigt eine ähnliche Struktur.

 

Coll del Bosc

Wir verlassen die Schneemulde und steigen auf dem historischen Reitweg Richtung Osten zum Coll del Bosc ab. Dieser reizvolle Weg ist 1,5 km lang, mit 19 Kehren und 240 Höhenmetern – teils noch mit originalem Pflasterbelag. Er ist etwa 1,5 m breit und gut erhalten.

[2 h 20 min] Die Orientierung am Coll del Bosc kann schwierig sein, da sich dort mehrere von Steinmännchen markierte Pfade kreuzen. Vertraue deinem Orientierungssinn: Ziel ist eine kleine Lichtung, an der sich Wege von Coma-sema und dem Torrent d’Almadrà treffen. Wir biegen links ab (nach Norden) und folgen Steinmännchen und blassen blauen Markierungen. Sie leiten uns auf einem weiteren alten Reitweg zum Wasserkanal von Emaya, der oberhalb des historischen Wegs zwischen Cúber, Tossals und So n’Ordines verläuft [2 h 40 min].

Nun folgen wir dem Torrent flussaufwärts zurück zum Stausee Cúber, auf einem Weg, der während der Wasserbauarbeiten in den 1970er Jahren angelegt wurde – teils überlappend mit dem alten Bergpfad.

[2 h 55 min] Der Kreis schließt sich an der Staumauer, wir kehren auf der Asphaltstraße zur Hauptstraße zurück. Diese letzten Schritte bieten perfekte Momente, um das Panorama des Tals zu genießen – und den eindrucksvollen Grat noch einmal mit den Augen nachzugehen.

[3 h 10 min] Ende der Route an der Font del Noguer.